© Eike Walkenhorst Božidar Kocevski, Komi Mizrajim Togbonou, Heiner Bomhard

Programmzettel Die Insel der Perversen

  • Doppelpimmel
  • Spezialoperation
  • Blauschimmel

Die AfD und das Bündnis Sarah Wagenknecht sind nun Koalitionäre. Gemeinsam haben sie die Macht in Deutschland übernommen, ihren Zwist an den Nagel gehängt und ihre Kräfte zur Umgestaltung des Landes nach ihrem Willen geeint. Eine Zeitenwende bahnt sich auch in der Kunst an, in den Theatern laufen nur noch deutsche Komödien, alle kritischen Kunstschaffenden wurden auf die Insel der Perversen verbannt, wo sie spielen können, was sie wollen, nur zuhören tut ihnen niemand mehr. Doch es gibt ein Problem: Das dumme Volk ist nicht zufrieden! Die Theater sind leer, die deutsche Kunst ist in der Krise. Zum Glück gibt es aber noch einen Autoren, auf den Verlass ist ...

Rosa von Praunheim ist vieles: Filmemacher und Regisseur, Aktivist, Dramatiker, Maler und allerhand, das sich jedweder Kategorisierung entzieht. In über einem halben Jahrhundert entstanden mehr als 150 Filme, zahlreiche Bücher, Bilder und diverse Theaterstücke. Drei davon erlebten ihre Uraufführung am Deutschen Theater Berlin: Mit Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht inszenierte Rosa von Praunheim 2018 eine autobiographische Revue, 2020 folgte Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs, eine Farce über eine fiktionale Begegnung zwischen Adolf Hitler und Friedrich dem Großen und deren sexueller Biographie. Mit Die Insel der Perversen kehrt Rosa von Praunheim als Theaterautor zurück ans Deutsche Theater Berlin, inszeniert durch den Regisseur, Komponisten und künstlerischen Wegbegleiter Heiner Bomhard, der bereits in den vorherigen Arbeiten für die musikalische Leitung verantwortlich war

Huch, die Insel brennt – und alle rennen ins DT von Rosa von Praunheim

Wenn Sie dieses Stück sehen, sollen Sie sich gewiss sein, dass es nach dem unnatürlichen Tode des Autors Rosa von Praunheim geschrieben wurde, es ist sozusagen ein Kunstwerk port mortem und es ist nicht das einzige: Nach seiner Beerdigung am 16. Oktober 2023, zu der übrigens niemand erschien, hat Rosa noch bedeutende Filme gedreht, nämlich 30 Jahre an der Peitsche und Die Satanische Sau.

Ursprüglich war Die Insel der Perversen ein Musical über Putin, aber den Dramaturgen des DT war die Bösartigkeit von Putin nicht unterhaltsam genung, weshalb Rosa die Diven des neuen Deutschlands, Sarah und Alice, zu den Protagonistinnen erkoren hat.

Da Zeitenwende das Wort des Jahres ist, erinnern wir uns daran, dass die Zeiten des fröhlich liberalen Denkens vorbei sind, Demokratie eine neue Bedeutung bekommt und das freizügige Kulturschaffen in naher Zukunft hart bestraft wird, nämlich mit der Verschleppung auf die Insel der Perversen.

Rosa ist heilfroh, dass er das nicht mehr lebend erleben muss, und dass er von unten draufschauen kann mit absurdem Humor, der die Wirklichkeit der Zuschauer im DT bald ablösen wird.

Aus dem Stück:
„Das Böse ist schon lange passé
Jetzt baden wir im heißen Schnee
Und lieben uns mit den Ohren
Und mit dem großen Zeh
Denn wir alle sind die Schönsten
Und wir alle sind die Größten
Ja wir alle sind die Schönsten
Und die Glücklichsten der Welt“

– Rosa von Praunheim Die Insel der Perversen