
Eingeladen zu den 48. Mülheimer Theatertagen
Angabe der Person
von Elfriede Jelinek
Angabe der Person. Das klingt wie schönstes Behördendeutsch. Und in der Tat: Der deutsche Fiskus geistert durch Elfriede Jelineks neues Stück. Die Steuerfahndung geht um, private Räumlichkeiten werden durchsucht, Papiere beschlagnahmt. Auf diesen Papieren: alles, was sich so ansammelt in einem langen Leben. Geschichten von Lebenden, Geschichten von Toten, mehr von Toten mittlerweile. Denn aus dem Text spricht eine Stimme, die sich als die letzte fühlt: "Nach mir ist es unwiderruflich aus mit den Jelineks! Alle weg, alle futsch, außer mir." So nimmt die Autorin "die letzten Meter" zum Anlass, auf die eigene "Lebenslaufbahn" zu schauen, auf die „Untaten“ der eigenen Vergangenheit, auf die "Untoten" ihrer Biografie. Sie erzählt von ihren Eltern und Großeltern, vom jüdischen Teil ihrer Familie, von Verwandten, die vertrieben und ermordet wurden, von Flucht und Verfolgung, von der Entschädigung der Täter, von alten und neuen Nazis, früher und heute. Sie schreibt als beschuldigte Klägerin, als Opfer und als Anwältin. Über sich. Über Deutschland. Mal in sich überschlagenden Kaskaden aus Wut und Wort. Mal als Erinnerung an die Vergessenen und als Trauerlied von seltener Klarheit. Jossi Wieler, den seit dreißig Jahren eine enge Zusammenarbeit mit Elfriede Jelinek verbindet, bringt mit Angabe der Person einen ihrer bisher persönlichsten Theatertexte zur Uraufführung.
Eingeladen zu den 48. Mülheimer Theatertagen
Eingeladen zum Hamburger Theater Festival
Neudeutschland
Nachgespräch mit Jossi Wieler u. a.: 1. Mai, 22.00 Uhr, Saal
Eingeladen zu den 48. Mülheimer Theatertagen
Eingeladen zum Hamburger Theater Festival
Neudeutschland
Nachgespräch mit Jossi Wieler u. a.: 1. Mai, 22.00 Uhr, Saal
Regie Jossi Wieler
Bühne und Kostüme Anja Rabes
Musikkonzept und Komposition PC Nackt
Licht Matthias Vogel
Dramaturgie Bernd Isele
Uraufführung
16. Dezember 2022
Deutsches Theater
Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, ohne Pause
16. Dezember 2022
Deutsches Theater
Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, ohne Pause
Fritzi Haberlandt

Bernd Moss

Linn Reusse

Susanne Wolff

Es ist ein Theaterabend der bitteren Komik. [...] dafür treten die drei Schauspielerinnen Susanne Wolff, Fritzi Haberlandt und Linn Reusse nacheinander als Stand-Up-Performerinnen auf. Alle sind sie hinreißend. [...] Die Kraft des Theaterabends jedoch entsteht vor allem aus der Klarheit, mit der Jelinek über sich selbst Rechenschaft ablegt. [...] Am Freitagabend in Berlin jedenfalls wurde Wielers Version von Jelineks berührender literarischer Lebensbilanz vom Publikum jubelnd gefeiert.
[...] und damit endet Jossi Wielers sensationelle Inszenierung, die Sprache, Spielkunst und den Echoraum der Zeitgeschichte zu einer so intelligenten wie sinnlichen Aufführung verbindet.