
Birthday Candles
von Noah Haidle
Am Samstag, den achtzehnten Februar 2023 zeigen wir in Kooperation mit dem Berliner Spielplan Audiodeskription Birthday Candles mit Audiodeskription. Anmeldung zur Audiodeskription unter service@deutschestheater.de.
Deutsch von Barbara Christ
Ernestine Ashworth durchreist die Zeit von 17 bis 107 Jahren. Währenddessen wird sie Tochter sein, Geliebte, Ehefrau, Mutter, Freundin, Tante, Schwiegermutter, Witwe, zweite Ehefrau, Großmutter, Urgroßmutter und Ururgroßmutter. Sie will ihren Platz im Universum finden, eine andere Frau sein als ihre Mutter, sich selbst verwirklichen. Und doch kommt alles anders als geplant. Nur eines ist sicher: In jedem Jahr wird sie einen Kuchen backen, immer nach dem gleichen Rezept, zu jedem ihrer Geburtstage. 90 Jahre und 90 Kuchen, mit denen ihre einstigen Erwartungen, Träume und Hoffnungen in den Lebensfragen ihrer Kinder und Kindeskinder wiederkehren. "Eier, Butter, Zucker, Salz. Ganz schlichte Zutaten. Aber wenn du dich umdrehst und weit genug blickst, siehst du Atome, die seit der Schöpfung da sind," heißt es in Noah Haidles Generationenstück für zwölf Rollen und einen Goldfisch. Humorvoll und bewegend erzählt Birthday Candles von der Vision eines Lebens, von den Höhen und Tiefen und der Kraft der Liebe, die Vergangenheit Gegenwart und Zukunft verbindet
Ernestine Ashworth durchreist die Zeit von 17 bis 107 Jahren. Währenddessen wird sie Tochter sein, Geliebte, Ehefrau, Mutter, Freundin, Tante, Schwiegermutter, Witwe, zweite Ehefrau, Großmutter, Urgroßmutter und Ururgroßmutter. Sie will ihren Platz im Universum finden, eine andere Frau sein als ihre Mutter, sich selbst verwirklichen. Und doch kommt alles anders als geplant. Nur eines ist sicher: In jedem Jahr wird sie einen Kuchen backen, immer nach dem gleichen Rezept, zu jedem ihrer Geburtstage. 90 Jahre und 90 Kuchen, mit denen ihre einstigen Erwartungen, Träume und Hoffnungen in den Lebensfragen ihrer Kinder und Kindeskinder wiederkehren. "Eier, Butter, Zucker, Salz. Ganz schlichte Zutaten. Aber wenn du dich umdrehst und weit genug blickst, siehst du Atome, die seit der Schöpfung da sind," heißt es in Noah Haidles Generationenstück für zwölf Rollen und einen Goldfisch. Humorvoll und bewegend erzählt Birthday Candles von der Vision eines Lebens, von den Höhen und Tiefen und der Kraft der Liebe, die Vergangenheit Gegenwart und Zukunft verbindet
Regie Anna Bergmann
Bühne Jo Schramm
Kostüme Lane Schäfer
Musik Hannes Gwisdek
Video Sebastian Pircher
Dramaturgie Franziska Trinkaus
Bewegungschoreographie Martin Buczko
Deutschsprachige Erstaufführung
29. April 2022
Kammerspiele
Dauer: 120 Minuten, ohne Pause
29. April 2022
Kammerspiele
Dauer: 120 Minuten, ohne Pause
Corinna Harfouch

Alexander Khuon

Franziska Machens

Kathleen Morgeneyer

Bernd Stempel

Enno Trebs

Martin Buczko

Tatsächlich besticht Bergmanns so kühler wie humoristischer Blick auf das naiv privatistische Stück gerade durch die Vermeidung des nur Privaten, Sentimentalen. Vor allem aber auch durch das Ensemble, das mit Leichtigkeit die knappen Flashes auf Emestines Leben in scharfe Bilder zwingt: Kathleen Morgeneyer umreißt die Mutter verhärmt, die Tochter aufsässig, Alexander Khuon macht Ehemann Matt zum pflichtbewussten Schwerenöter, Bernd Stempel drückt dem unglücklich verliebten Nachbarn sein trauriges Narrentum auf und aus dem Rührteig wird so ein charmanter Abend."
am Schicksal der Figuren zärtlich
anteilnehmende Arbeit." "Der gut zweistündige Abend bietet eine großartige Ensembleleistung. Bergmann beweist, welch Glück es für das darstellende Spiel sein kann, sich Rollen anzuvertrauen und nicht nur beim eigenen Ich hängen zu bleiben. [...]
In all diese Konstellationen fügt sich Corinna Harfouch als langsam dahin alternde Ernestine so umstandslos herzlich ein, als wäre sie nie die „große Kühle" gewesen, als die sie oft beschrieben wurde. An diesem Abend jedenfalls ist sie ganz schlagendes Herz und pulsierendes Leben, ist sie die mädchenhaft Schüchterne, ist sie die anziehende Geliebte, ist sie die mild lächelnde Ehefrau, ist sie die beruhigende Mutter, ist sie die noch mal aufbrechende Betrogene, ist sie die glücklich Spätverliebte, ist sie die von allen Geistern Verlassene, die am Schluss wieder in ihrer alten Küche sitzt und einem fremden Paar ihr Kuchenrezept verrät. Harfouch wartet mit einem schier unendlichen Repertoire an Gesten und Blicken auf, die ihr jeweiliges Alter markieren und doch immer auch etwas von ihrem gleichbleibenden Gemütskern offenbaren: Sie ist eine, die ihr Herz aufs Spiel setzt. Eine stille Traumtänzerin, die ihre Geburtstage trotzig gegen den Tod anfeiert. Bergmanns Inszenierung, die sie "Ihrer Mutter und allen Müttern auf dieser Welt" widmet, endet wie Kleists "Amphitryon" mit einem leisen "Ach". Harfouch steht in einem projizierten Sternenmeer und streckt die Arme nach oben: So weit ist dieses Leben. So schnell kann es gehen."
Den 107. Geburtstagskuchen backt Ernestine auf dem Küchenboden sitzend. In dem Haus, das sie Jahrzehnte bewohnte, lebt jetzt eine andere Familie. […] Ein letztes Mal gibt sie Rezept und Ritual weiter […] 'Teig aus Butter, Zucker, Eier, Mehl, etwas Sternenstaub und Atome. Wenn du einen tieferen Blick darauf wirfst, dann erfährst du, was das Universum erzählt.'"
Corinna Harfouch, die nicht zum Kitsch neigt, schaut man gern dabei zu, wie sie sich so durch die Jahrzehnte knetet. Und das Ensemble legt sich schwungvoll hinein in die Pointen, die Haidle serviert. Tja, und die Quintessenz? Sagen wir mal so: Doch nichts geworden mit der Herausforderung des Universums? Immerhin: Das große Familien-Glück hat am ja geklappt.