ATT On Air – Der Podcast Die internationale Stimme unseres Autor:innenprogramms
Über den Podcast
52 Wochen, 52 internationale Theaterautor:innen: Seit dem 3. November hat das DT eine Podcastserie der ganz besonderen Art: Für ATT On Air laden wir Autor:innen aus aller Welt ein, uns eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die Mut macht, oder Hoffnung, die vom Leben und Alltag dort erzählt, wo sie geschrieben wurde. Geschichten, die zusammen davon künden, dass es überall und immer weiter Vertrauen darin gibt, an eine globale Zukunft des Austauschs zu glauben – gerade in Zeiten einer globalen, ökologischen Krise immer größer werdenden Sprachlosigkeit. Wir glauben daran, dass Theaterhäuser und Autor:innen in diesem Prozess eine Aufgabe übernehmen können und dachten uns, was dafür gerade fehlt, sind Erfolgsgeschichten aus Gegenwart und naher Zukunft, aus aller Welt. Und wo kämen diese besser zusammen und zu Wort als in einer Podcastserie?
Der Host dieser Serie ist – anders als in anderen Podcastformaten – keine Einzelperson, sondern das Ensemble des Deutschen Theaters. In jeder Folge wird nicht nur eine neue Kurzgeschichte vorgestellt, zu hören sind neben den jeweiligen Autor:innen in der Sprache ihres Textes auch Ensemblemitglieder des DT mit einer deutschen Übersetzung.
Folge 34: 過渡期 / Der Übergang von Dora Cheng
Ist dieser Text eine Geschichte, ein Gedicht oder ein Tatsachenbericht? Er ist vieles, er ist rätselhaft und verschlüsselt. Er handelt von der andauernden und unabgeschlossenen Verarbeitung der Corona-Pandemie und der Überlagerung menschlicher Geschichte mit der der Natur, vom Aufeinanderprallen unterschiedlicher Geschwindigkeiten. Geschrieben hat ihn Dora Cheng, auf Deutsch übertragen wurde er von Cao Kefei und eingesprochen von Andri Schenardi.
Dora Yuemin Cheng ist Dramatikerin und Theatermacherin, die auf drei Sprachen arbeitet: Chinesisch, Englisch und Deutsch. Geboren und aufgewachsen in China, absolvierte sie ihren Bachelor in Dramatischem Schreiben an der Shanghai Theatre Academy und ihren Master in Visual Language of Performance am Wimbledon College of Art. Ihr erstes Stück, _Erupted_, wurde als erste Produktion für das neue New Writing-Programm des Shanghai Schauspielhaus ausgewählt. Sie ist Mitglied von Immerging Playwrights des Royal Court Theater, London. 2020 wurde die Produktion des Jungen National Theater Mannheims, _Qingdao: a messy archive_, in der sie als Dramaturgin arbeitete, für das nachtkritik-Theatertreffen 2021 nominiert. In ihrer Arbeit interessiert sie sich für die Entwicklung eines weiblichen und queeren Selbstbewusstseins sowie die Risse zwischen unterschiedlichen Definitionen von Realität.
Folge 33: Wanjiru / Wanjiru von Esther Kamba
In dieser Folge folgen wir einer Person durch Nairobi. Sie hat Fragen, zu ihrer eigenen Geschichte, zur Vergangenheit des Ortes, an dem sie lebt, zur Zukunft ihres Landes. Eine besondere Rolle spielen dabei Bäume, vor allem ein ganz bestimmter: Der Mugumo-Baum, die Bergahornfeige. Ein Baum mit großer mythischer Aufladung, ein Zeichen für das Überleben der Natur auch unter widrigsten Umständen. Diese Folge ist mehr Gedicht als Geschichte, geschrieben von Esther Kamba, auf Deutsch übersetzt von Karla Mäder und eingesprochen von Svenja Liesau.
Esther Kamba ist eine preisgekrönte kenianisch-kanadische Regisseurin und Dramaturgin, feministische Provokateurin, Mentorin und Mutter. Sie ist Mitbegründerin des 2016 gegründeten kenianischen multidisziplinären Kunstortes Falme Arts. Kamba interessiert sich leidenschaftlich für digitales Storytelling, vor allem mit Hilfe von digitalen Technologien, durch dieses Interesse bekam sie die Gelegenheit, an der Initiative „Women in VR” von Dada Trust teilzunehmen, die vom Goethe-Institut Kenia gefördert wurde. Dort entstand der VR-Film Ndani, der die Erfahrungen von Menschen mit Agoraphobie beleuchtet. Esther Kamba lebt in Nairobi.
Folge 32: Bompie / Eis-Lolli von Tiisetso Mashifane wa Noni
Diese Folge handelt vom Essen. Und davon, dass Speisen und Getränke viel mit den Jahreszeiten zu tun haben und, wenn sich diese verändern oder in nicht mehr so ganz regelmäßigem Wechsel stattfinden, sich auch die Speisegewohnheiten ändern. Besonders von Kindern, die ein Eis wollen, wenn es heiß ist oder einen Kakao, wenn es draußen kalt wird. Könnten es also vielleicht genau diese kulinarischen Verschiebungen sein, an denen sich ein globaler, klimatischer Wandel ablesen lässt? Darüber denkt die südafrikanische Autorin Tiisetso Mashifane wa Noni nach, auf Deutsch übersetzt hat diesen Text Karla Mäder und eingesprochen wurde er von Jonas Hien.
Tiisetso Mashifane wa Noni ist eine südafrikanische Dramatikerin, Theaterregisseurin und Produzentin, über die im Daily Maverick zu lesen war, dass sie „ihr Ohr am Boden, ihr Herz am rechten Fleck und einen Verstand hat, den es sich lohnt anzuzapfen“. Sie studierte Politik, Philosophie und hat einen Abschluss als Theaterregisseurin von der University of Cape Town. 2021 wurde sie mit dem kanadisch-südafrikanischen Dramatikerpreis für ihr Stück lamb vs. slaughterhouse ausgezeichnet, das sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt befasst. Für ihr Stück Delala erhielt sie den Fleur du Cap Theatre Award, das Baxter Theatre kührte sie 2023 außerdem zur Künstlerin des Jahres.
Folge 31: Elossa. Vihdoinkin! / Am Leben. Endlich! von Pipsa Lonka
In dieser Folge geht es ums Einkaufen. Genau genommen um die seltsame Angewohnheit der Menschen, Tiere in Supermärkten einzukaufen, um sie anschließend zu verspeisen. Was allerorten eine Selbstverständlichkeit ist, geht in dieser Geschichte jedoch nicht gut: Totes erwacht zum Leben, die tiefgefrorene oder eingeschweißte Natur schlägt zurück. Die finnische Autorin Pipsa Lonka schrieb uns eine mysteriöse Geschichte über unhinterfragte Gewohnheiten, auf Deutsch übersetzt hat sie Stefan Moster und eingesprochen Bernd Moss.
Pipsa Lonka wurde 1977 geboren und ist eine finnische Dramatikerin, die sich in ihren Werken vor allem mit der Beziehung zwischen Menschen und nichtmenschlichen Wesen beschäftigt. In sky every day untersucht sie die Beziehung zwischen Menschen und Möwen, und der Monolog Peter Lived in the House befasst sich mit den zerstörerischen Untiefen der Tierliebe. Mit THESE LITTLE TOWN BLUES ARE MELTING AWAY gewann Pipsa Lonka 2011 die New Baltic Drama Competition und 2014 den Internationalen Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts. Ebenso wurde sie 2014 und 2018 mit dem LEA, Finnlands höchstem Theaterpreis ausgezeichnet und erhielt 2010 und 2014 den Prix Europa. Ihre Stücke wurden in ganz Finnland, aber auch in Heidelberg, Stockholm, Tallinn und Buenos Aires aufgeführt.
Folge 30: No hay nada más queer que la naturaleza / Nichts ist queerer als die Natur von Laura Uribe
In dieser Folge geht es um Artenvielfalt. Und zwar in gleich mehrfachem Sinne: Es treten Schneeleoparden und Schnecken, Wale, Fische und diverse Pflanzenarten auf, uns zweierlei zu beweisen: dass die Vielfalt nichtmenschlichen Lebens beeindruckend ist und dass es in der Vielfalt der Biologie, anders als im menschlichen Kosmos, gar nicht so leicht ist, die Kategorien anzuwenden, mit denen wir im täglichen Leben konfrontiert sind. Die mexikanische Autorin Laura Uribe beschreibt die Queerness der Natur, von der wir Menschen einiges lernen können. Ins Deutsche übersetzt wurde der Text von Marie Speckmann, eingesprochen von Julischka Eichel.
Laura Uribe wurde 1984 in Mexiko-Stadt geboren und ist Theaterregisseurin, Autorin und Performerin. 2017 war ihre Arbeit Mare Nostrum über Flucht und Vertreibung beim Theaterformenfestival in Hannover zu sehen, zwischen 2019 und 2021 war sie Teilnehmerin des internationalen Dramatiker:innenlabors Out of Sight am Literarischen Colloquium Berlin. Während dieser Zeit entstand ihr Stück Campo, das sich mit dem Verschwinden von Menschen in Mexiko befasst, uraufgeführt 2021 am Maxim Gorki Theater. Gemeinsam mit Sabina Aldana bildet sie das Künstler:innenduo L.A.S. [Laboratory of Sustainable Artists].
Folge 29: Carta Ao Tempo / Eine Karte an unsere Zeit von Aldri Anunciação
Diese Folge beschäftigt sich mit dem Geschwindigkeitsunterschied zwischen Virtualität und analogem Leben. Wie unvereinbar uns die beiden Tempi manchmal scheinen. Und was dies schließlich mit der Klimakrise und ihrer Wahrnehmung zu tun hat. All dies geschieht im Text einer Postkarte, die uns aus Brasilien erreicht hat, genau genommen aus einem ganz bestimmten Zimmer im Stadtteil Rio Vermelho in Salvador da Bahia. Dort lebt Aldri Anunciação, Autor dieser Geschichte. Auf Deutsch übersetzt wurde sie von Johann Otten und eingesprochen von Abak Safaei-Rad.
Aldri Anunciação ist Dramatiker, schreibt zudem Drehbücher und Prosa, inszeniert im Theater und arbeitet selbst als Schauspieler und Moderator. 2013 erhielt er den Jabuti Literaturpreis für sein Stück Namíbia Não! (Namibia, nein!), das seitdem über eine Million Menschen gesehen haben. Beim Memphis Indie Festival in den USA wurde er für das beste Drehbuch ausgezeichnet, ebenso auf dem Huelva Festival in Spanien für das Skript des Films Medida Provisoria (Provisorische Maßnahme), bei dem Lázaro Ramos Regie führte. 2014 erhielt er den Comenda do Mérito Cultural, einen brasilianischen Orden für kulturelle Verdienste. Zudem konzeptionierte und moderierte Aldri Anunciação die Sendungen Conexão Bahia (Bahia Verbindung) und Conversa Preta (Schwarzes Gespräch) auf TV Bahia, einer Tochter von Rede Globo. Derzeit arbeitet Aldri Anunciação an einer Romanadaption des Bestsellers Torto Arado von Itamar Vieira Jr.
Folge 28 無主之地 / Niemandsland von Zhan Jie
In dieser Folge geht es um das Unbewusste, das Yin und um eine Begegnung mit verstorbenen Vorfahren. Es werden Gespräche mit der Vergangenheit geführt und Soldatenkrabben bekommen einen Auftritt, genauso wie ein Postbote, der sich in einer zunehmend digitalisierten Welt etwas fehl am Platz vorkommt. Diese Geschichte kommt aus Taiwan und wurde von Zhan Jie geschrieben, auf Deutsch übertragen von Martina Hasse und eingesprochen von Jens Koch.
Zhan Jie ist taiwanesische Drehbuchautor und Dramatiker und schrieb Stücke fürs Puppentheater, für Musicals, Ballette und realisierte verschiedene Video- und Filmprojekte. Antrieb seiner Arbeit ist die Sehnsucht nach zwischenmenschlichem Austausch, den er als Erzähler in verschiedenen Formaten provozieren möchte. 2018 nahm er durch ein Stipendium des Asian Cultural Councils in New York an einer artistresidency teil und verfasste 《麗晶卡拉的最後一夜, zu deutsch Die letzte Nacht des Karaoke Lai Ching. Ihn interessiert das Erinnern an die in einer sich beschleunigenden Gegenwart verschwindenden Orte und versucht sie im Erzählen im Bewusstsein zu behalten.
Folge 27: A Picture A Day / Ein Bild am Tag von Marwa Manai
Diese Folge spielt am Meer. In La Goulette, einer kleinen Hafenstadt, nur wenige Kilometer von Tunis entfernt, der Hauptstadt Tunesiens. Eine Frau ist am Strand verabredet, doch bleibt unklar, ob es sich um einen Traum oder eine echte Begegnung handelt, die Gegenwart überspült von Erinnerungen. Marwa Manai beschreibt den Umgang mit großem Verlust und ein Bild für den gegenwärtigen Stillstand ihres Landes. Verfasst hat die tunesische Autorin den Text auf Englisch, übersetzt wurde er von Karla Mäder und eingelesen wurde er von Ulrich Matthes.
Marwa Manai ist eine tunesische Theatermacherin und Honorarprofessorin für englische Literatur. Nach ihrem Abschluss an der Schauspielschule des tunesischen Nationaltheaters arbeitete sie als Schauspielerin und Co-Autorin in weltweit tourenden Produktionen wie Violences von Fadhel Jaibi. 2021 erhielt sie das Chevening-Stipendium für ein Masterstudium an der University of York und war anschließend international in verschiedenen Funktionen tätig, unter anderem verantwortete sie die Generalkoordinatorin des Festivalmarktes „Journées Théâtrales de Carthage“. In ihrer Arbeit setzt sie sich häufig mit den Abgründen menschlicher Psyche auseinander, vor allem mit wiederkehrender Einsamkeit, in der sie das eigentliche Herz und den Antrieb gesellschaftlicher Interaktion sieht.
Folge 26: เรื่องจุลภาค / Ein Feinstaub(p)artikel von Wassachol Sirichanthanun
Auch diese Folge spielt im urbanen Betondickicht, im thailändischen Bangkok. Zwischen einigen Hochhäusern stand mal ein Wald, sein Verschwinden ist ein großer Verlust, sowohl für den Mensch wie auch die vielen Vögel, die zuvor darin sangen. Dass dies kein Grund zum Verzweifeln ist, sondern viel mehr Anlass für noch mehr Engagement, davon erzählt Wassachol Sirichanthanun. Auf Deutsch übersetzt wurde der Text von Piyakal Sinprasert und eingesprochen von Regine Zimmermann.
Wassachol Sirichanthanun ist Dramatikerin, Übersetzerin und Herausgeberin aus Bangkok. Inspiriert von der politischen Entwicklung Thailands beschäftigt sie sich mit der Verbindung kollektiver Erinnerung und persönlicher Erfahrung. 2022 schrieb sie über Industrienäherinnen und Arbeiteraktivist:innen in Thailand im Rahmen eines Projekts zu nachhaltiger Mode und Handwerkskunst. Als Schriftstellerin beschäftigt sie sich mit ihrer thailändisch-chinesischen Identität und erforscht verschiedene Möglichkeiten, die Hyperurbanisierung und den globalen Wandel künstlerisch zu reflektieren.
Folge 25: 香港的郊野公園 / Landparks in Hongkong von Pat To Yan
Viel urbaner als in dieser Folge kann es wohl kaum werden, sollte man meinen. Kommt sie doch aus Hongkong, Stadt des Inbegriffs von Fortschritt, deren nächtliche Beleuchtung dank zahlreicher Filme und Videospiele Kultstatus erlangt hat. Dass es in Hongkong aber auch riesige Parks und nahezu unberührte Natur gibt, ist weniger bekannt. Vom Zusammenhang hochgradig verdichteter Hochhausschluchten und verwilderten Bergrücken, nur bewohnt von seltenen Vogelarten und Stachelschweinen, erzählt Pat To Yan. Auf Deutsch übertragen hat diese Folge Cao Kefei, eingesprochen wurde sie von Daria von Loewenich.
Pat To Yan wurde 1975 in Hongkong geboren und ist Theaterautor und Regisseur. In der Spielzeit 2021/2022 war er Hausautor am Nationaltheater Mannheim, seine Stücke wurden bereits in Frankfurt, Saarbrücken, München und Freiburg aufgeführt. Viele seiner Texte verhandeln die Frage, wie sich Menschen in einer unberechenbaren Realität behaupten können, sein Stück _Eine kurze Chronik des zukünftigen China_ wurde, als erster prämierter Theatertext auf Chinesisch, 2016 zum Berliner Stückemarkt eingeladen. Mittlerweile lebt er wieder in Hongkong.
Folge 24: Esta es una plaza / Dies ist ein Platz von Ruth Rubio
Nachdem die letzten Folgen Ausflüge nach Mauritius oder auf die Philippinen brachten, kommt dieser Text aus dem nicht ganz so weit entfernten Spanien, aus Madrid. Und handelt von einem kleinen widerständigen Plätzchen im vermeintlich coolsten Stadtviertel der Welt, in dem eine Person lebt, die über diesen Umstand gar nicht so begeistert ist: Bedeutet das doch steigende Mieten und überteuerten Wohnraum für sich, die Freundin und gemeinsame Katze. Hoffnung macht da ein selbst organisierter Garten, den Menschen aus aller Welt bewirtschaften, und so dem Ausverkauf der Stadt trotzen. Den Text geschrieben hat Ruth Rubio, auf Deutsch übersetzt hat ihn Marie Speckmann. Eingesprochen wurde er von Katrija Lehmann.
Ruth Rubio wurde 1989 an der spanischen Atlantikküste geboren und ist Regisseurin und Dramatikerin. Zu ihren Stücken als Theaterautorin zählen neben anderen Maldetierra/Landsick und Los Ignífugos (Universo 29). Im Rahmen ihrer Teilnahme am Internationalen AutorenPreis des Heidelberger Stückemarkts wurde Los Ignífugos ins Deutsche übersetzt und erreichte das Finale. Sie war ETC-Stipendiatin des Goethe-Instituts, des Teatro de la Abadía und des Schweizer Bundesamts für Kultur für ihr Projekt A body lands in nowehere. Außerdem war sie Teilnehmerin des Creative Europe-Projekts Center Stage, angeleitet durch das Theatre Forum (Irland), Kultur i Väst (Schweden) und die Agencia Andaluza De Instituciones Culturales. 2024 kehrte sie mit ihrem Stück Still (tientos de la ruine futura) unter Regie von Raquel ans Teatro Central in Sevilla zurück. Momentan bereitet sie ihr Debüt als Opernregisseurin vor.
Folge 23: hahahaha hihihhihi von Umar Timol
In dieser Folge geht es um ein junges Mädchen, das Sara heißt und unheimliche Träume träumt, in denen böse Menschen die Natur zerstören. Zum Glück findet sie einen Ausweg, wie sie das scheußliche Lachen dieser schlimmen Leute vergessen kann. Geschrieben wurde dieser Text auf Mauritius von Umar Timol und eingesprochen von Bernd Moss.
Umar Timol ist ein mauritischer Dichter, Schriftsteller und Fotograf. Er hat vier Gedichtbände, zwei Romane und verschiedene Artikel in nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften wie die Jeune Afrique, den Africa Report und L'Humanité. Als Gründungsmitglied von Point Barre, einer interdisziplinären mauritischen Lyrikzeitschrift, die Dichter aus der ganzen Welt veröffentlicht, hat er einen wichtigen Beitrag zur Literaturszene geleistet. Seine vielfältige schöpferische Tätigkeit setzte er 2022 im Theater mit seinem des mauritisch-kreologischen Sück Nou l’idéal fort. Momentan arbeitet er an unterschiedlichen Fotografieprojekten, unter anderem über die Dekonstruktion muslimischer Stereotype.
Folge 22: there is no other cure for sorrow / Es gibt keine andere Kur für Kummer von Raphael Amal Khouri
In dieser Folge blicken wir zurück auf die Wurzeln des Theaters, zu seinem kultischen Ursprung und zum Gott des Theaters: Dionysos. Der jordanische Autor Raphaël Amahl Khouri denkt darüber nach, wie uns dieser Gott in Zeiten der Klimakrise und sich rasant verändernder Naturverhältnisse helfen kann – gelesen von Jeremy Mockridge.
Raphaël Amahl Khouri ist ein queerer transgender Theatermacher, Journalist und Dokumentarfilmer und lebt zwischen Berlin und Kairo. Sein Text _Oh, How We Loved Our Tuna!_ wurde als Teil des Netzwerks Climate Change Theatre Action weltweit in unterschiedlichen Theatern inszeniert. Raphaëls Arbeiten waren auf verschiedenen Festivals zu sehen, unter anderem beim Outburst Queer Arts Festival in Belfast und der Queer Week am Berliner Gorki, außerdem erschienen sie in der International Queer Drama Anthology.
Folge 21: Walang Maiiwan sa Biyahe / #NoToJeepneysPhaseOut von Kirby Vicente
Diese Folge kommt aus den Philippinen und handelt von Autos. Allerdings nicht von gewöhnlichen Kleinwägen, sondern von Jeepney. Dabei handelt es sich um umgebaute Jeeps, die vom US-amerikanischen Militär nach dem zweiten Weltkrieg auf den Philippinen zurückgelassen wurden. Die ursprünglich kleinen Militärfahrzeuge wurden verlängert, bemalt und werden zumeist von selbstständigen Fahrer:innen betrieben, die darin bis zu 24 Personen transportieren können. Den konstanten Wandel dieser oft farbenfrohen Gefährte beschreibt Kirby Vicente – und den Text gesprochen hat Frieder Langenberger.
Kirby Vicente ist eine nichtbinäre Performancekünstler:in und Geschichtenerzähler:in mit ausgeprägter Faszination für multi- oder antidisziplinäre Forschung und partizipatorische Arbeitsweisen. Außerdem gehört Kirby Vicente zu den Erfinder:innen des Jungle Gym Laboratory, einem Experimentalspace in Manila für kollaboratives Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Kunst, Spiel und sozialer Gerechtigkeit.
Folge 20: 술과 꽃의 도시 / Die Stadt des Alkohols und der Blumen von Kim Chang Kim
Die zwanzigste Folge von ATT on AIR kommt aus einer Hafenstadt an der Südspitze Südkoreas, aus Masan. Geschickt hat sie uns der Autor und Dramatiker Ki Chang Kim, der sich mit der Veränderung des Meeres, seinem Geruch und seiner Farbe und der Anziehungskraft des Wassers in Südkorea beschäftigt. Eingesprochen von Jörg Pose.
Ki Chang Kim ist südkoreanischer Schriftsteller, Dichter und Dramatiker, der sich in seinen Publikationen vielfach mit den sich verändernden Beziehungsweisen in einer sich erhitzenden Welt beschäftigt hat. Im 2021 erschienenen Text „Love in Times of Climate Crisis“ setzt er sich mit den ungerechten und unterschiedlichen Auswirkungen der Klimakrise auseinander, die das Leben für Menschen verschiedener Klassen oder Nationalitäten hat. Und Ki Chang Kim ist überzeugt, dass es die Kraft der Künste und Sprache ist, einen emotionalen Zugang jenseits allein faktenbasierter Weltwahrnehmung zu einem sich radikal verändernden Planeten zu schaffen.
Folge 19: Rain / Regen von Chantal Bilodeau
Die neunzehnte Folge von ATT On Air kommt zwar von weit her, doch beschreibt sie, was auch in Deutschland nur allzu bekannt ist: Überflutung und Hochwasser. Allerdings nicht an Elbe oder Nordsee, sondern in New Jersey, gerade außerhalb von New York. Dort lebt die kanadische Autorin Chantal Bilodeau, die uns daran erinnert, dass Ebbe und Flut – trotz aller Gefahren – etwas vollkommen natürliches sind und es sich lohnt, den ursprünglichen Lauf von Gewässern ernst zu nehmen, statt ihn aus der Zivilisation zu verbannen. Gesprochen von Evamaria Salcher.
Chantal Bilodeau ist eine in Montreal geborene und in New York lebende Dramatikerin, deren Arbeiten sich dem Zusammenhang von Geschichtenerzählen und Klimakrise widmen. Neben ihrer Arbeit als Autorin gründete sie die Art & Climate Initiative, in der sie die Möglichkeiten von Theater als Vermittlerin in einer sich erhitzenden Welt untersucht. Sie schrieb mehrere Stücke über die sozialen und ökologischen Veränderungen innerhalb der acht arktischen Staaten, unter anderem Sila, Forward und No More Harveys. 2019 kürte sie das Audubon Magazine als eine der „Acht Vorreiter:innen, die unsere Sicht auf die Klimakrise verändern“.
Folge 18: Bombardement Automobile / Autoverschmutzung von Yves Ndagano
Die achtzehnte Folge von ATT On Air ist eine Postkarte aus der Demokratischen Repubik Kongo: mit einer Beschreibung der globalen Verflechtungen von Abfallentsorgung und den vielfältigen Problemen, die durch Automobilität entstehen. Und gleichzeitig eine Einladung zur globalen Zusammenarbeit, diese Probleme zu lösen. Geschrieben hat sie Yves Ndagano, eingesprochen hat sie Alexej Lochmann.
Yves Ndagano wurde 1990 in Bukavu, einer Stadt im Osten des Kongo am Kivusee geboren und als Kindersoldat und ebenfalls minderjährig als Arbeiter in einer Koltanmine eingesetzt. Heute ist er Choreograph, Regisseur und Schauspieler und versucht als Künstler die gegenwärtige Realität seines Landes positiv zu beeinflussen. Unter anderem gründete er 2017 in Goma die Initiative Sikilik‘ Afrika („Hört auf Afrika“ bzw. „Afrika wird gehört“), in der Ndagano Begegnungsräume und sozialen Zusammenhang durch künstlerische Projekte schafft. Als künstlerischer Leiter lädt er nicht nur nationale und internationale Künstler:innen ein, sondern arbeitet auch vor Ort mit marginalisiereten Kindern und Jugendlichen zusammen: In seinen diversen künstlerischen Projekten treibt Yves Ndagano die Suche nach friedlichen Lösungen für interkulturelle Konflikte an.
Folge 17: ثلاث قصص إلى لولو / Drei Geschichten für Lulu von Mudar Alhaggi
Die siebzehnte Folge von ATT On Air ist ein Geburtstagsgeschenk – in Form dreier Geschichten. Sie sind eine Einladung ans Leben, keine Ratschläge und doch eine leise Weitergabe von Erfahrung zwischen den Generationen. Geschrieben von Mudar Alhaggi und gesprochen von Mathilda Switala.
Mudar Alhaggi ist Dramaturg und Autor. 2004 schloss er ein Studium in kreativem Schreiben in Damaskus ab und nahm an unterschiedlichen Schreibprogrammen und Residencies teil, unter anderen in der Delfina Foundation in London und dem Schlachthaus Theater Bern. Seit 2015 lebt er in Berlin und gründete 2017 zusammen mit der Schauspielerin Amal Omran am Theater an der Ruhr in Mühlheim die Künstler:innenplattform Ma’louba. Dort untersucht er in verschiedenen Projekten die künstlerische Verfasstheit der europäischen und arabischen Welt und schafft mit unterschiedlichen Formaten transnationale Begnungsräume. Darüber hinaus schreibt er Hörspiele, das im Januar 2020 urgesendete Stück Die Toten haben zu tun wurde als Hörspiel des Monats ausgezeichnet.
Folge 16: All Of Us Were Born In The Crisis /
Wir alle sind Kinder der Krise
von David Finnigan
Die sechzehnte Folge dieser Podcastserie kommt aus Australien, spielt allerdings gar nicht dort, sondern in Indonesien und in Äthiopien – und erzählt von den globalen Verbindungen der Menschheit und einer gemeinsamen Herkunft. Geschrieben hat sie David Finnigan, der uns daran erinnert, dass es immer Anlass zur Hoffnung gibt: ist doch die Geschichte der Menschheit eine der Behauptung gegen stets widrige Umstände. Gesprochen von Almut Zilcher.
David Finnigan ist australischer Dramatiker, Theatermacher und beschäftigt sich in seinen Texten auf unterschiedliche Weisen mit der Verbindung von Künsten und Theorie, bezieht sich in seiner Arbeit auf Spiel- und Systemtheorie und kooperierte für verschiedene Projekte mit Klimawissenschaftler:innen. Seine Stücke wurden bereits unter anderen im Barbican Theatre London, im Sydney Opera House und in Singapur aufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Folge 15: УЛИЦАТА / Die Straße von Alexander Manuiloff
In der fünfzehnten Folge von ATT On Air reisen wir nach Bulgarien. Und werden Zeuge einer bulgarischen Straßenszene, von Trubel, Chaos und vom Leben, das oft seltsame Wendungen für uns bereithält. Der Text dieser Folge kommt von Alexander Manuiloff, gesprochen hat ihn Janek Maudrich.
Der 1978 in Sofia geborene Alexander Manuiloff ist bulgarischer Dramatiker, Autor und Dramaturg, dessen Stücke bereits bei über fünfzig Theaterfestivals auf vier Kontintenten gezeigt wurden. Als Gründer von Radar Sofia, einem Residencyprogramm für ausländische Dramatiker:in engagiert er sich für die künstlerische Nachwuchsförderung in Bulgarien, außerdem ist er der erste bulgarische Dramatiker, der beim ehemaligen Stückemarkt des Berliner Theatertreffens vorgestellt wurde. Alexander Manuiloffs Stücke wurden bereits in dreizehn Sprachen übersetzt.
Folge 14: Попутчица / Mitreisende von Olya Voronkov
Die vierzehnte Folge von ATT On Air handelt von Bewegung. Von Fahrten mit der Londoner U-Bahn durch die britische Hauptstadt und von einer Reise nach Weißrussland. Und sie erzählt von der Unmöglichkeit, wirklich an einem anderen Ort anzukommen, wenn im eigenen Land Krieg herrscht. Geschrieben von Olya Voronkova und gelesen von Julia Gräfner.
Olya Voronkova ist eine belarussische Videoredakteurin, Drehbuchautorin und Webtexterin. Als Aktivistin gegen das repressive Regime des autoritären Präsidenten Lukaschenko von ihrem Studium ausgeschlossen, zog sie nach Polen und schloss dort 2009 einen Master in Medienwissenschaften ab. Anschließend kehrte Olya zurück nach Minsk und arbeitete als Texterin für verschiedene belarussische Onlinemedien. Mittlerweile lebt sie in London und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Theater und Aktivismus unter anderem am Young Vic und dem Belarus Free Theatre.
Folge 13: Hand-me-downs / Dinge, die weitergegeben werden von Nathan Ellis
Die dreizehnte Folge von ATT On Air handelt vom Aufbruch. Von einem Umzug, vom Abschied, vom Erinnern und davon, dass das Leben bevölkert ist von vielen Dingen, die vor uns da waren und uns überleben werden. Erzählt in einer akustischen Postkarte aus London von Nathan Ellis. Und gelesen von Andri Schenardi.
Nathan Ellis ist britischer Dramatiker und Autor und schreibt für Film und Theater, wofür er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Als Autor war er Teil verschiedener Writers' Rooms, u. a. für die BBC und den britischen Channel 4. Sein Stück work.txt wurde 2022 am Soho Theatre in London uraufgeführt und tourt derzeit unter anderem durch Australien, Deutschland, Brasilien und Ägypten. Neben seiner Tätigkeit als Autor leitet er die freie Theatergruppe SUBJECT OBJECT und interessiert sich für kollaborative Theaterformate und -experimente.
Folge 12: The woman who married a spirit / Die Frau, die einen Geist heiratete von Kagayi Ngobi
Bei der zwölften Folge von ATT On Air handelt es sich um eine ganz besondere: Dieses Mal gibt nicht nur einen Text eines Autors, sondern eine Unterhaltung. Der ugandische Dramatiker Kagayi Ngobi schickt uns ein Gespräch mit seiner Großmutter Egenesi Tiwabeeka, mit der er über ihre Erinnerungen, einen Stein und einen Geist spricht. Es liest: Lenz Moretti.
Kagayi Ngobi ist ugandischer Autor, Dramatiker und Herausgeber. Während seiner ersten Karriere als Jurist stellte er den Verlust traditionellen Geschichtenerzählens in Uganda fest und entschied sich für den Wechsel zu Literatur und Theater. Seine Stücke wurden bereits in Uganda, Kenia, Schweden und Deutschland aufgeführt, zudem publizierte er bereits über 25 Bücher anderer Autor:innen. Zudem engagiert er sich für die Ausbildung junger Schriftsteller:innen, gründete die Stiftung Kitara Nation, die jungen Künstler:innen die Fähigkeiten vermitteln soll, die literarische Landschaft Ugandas neu zu gestalten. Kagayi engagiert sich für die Veröffentlichung ugandischer Inhalte und die befragt in seiner Arbeit romantisierende Vorstellungen afrikanischer Lebenserfahrungen.
Folge 11: Árbol asserado / Abgesägter Baum von Victor Alarcón
Die elfte Folge handelt von einer Beobachtung aus Caracas: Bei mehreren Spaziergängen durch die Stadt nimmt der venezolanische Lyriker und Erzähler Víctor Alarcón einen seltsamen Baumstumpf wahr, der, eigentlich einem Neubauprojekt zum Opfer gefallen, eine seltsame Widerstandskraft entfaltet und aus dessen Stumpf immer wieder neues Leben sprießt. Gelesen von Manuel Harder.
Víctor Alarcón wurde 1985 in Caracas, Venezuela geboren und ist ein katalanisch-venezolanischer Erzähler und Dichter. Trotz seiner umfangreichen akademischen Karriere als Literaturwissenschaftler verlor Alarcón nie seine Liebe zu guten Geschichten, wie er über sich selber sagt. Seit 2008 veröffentlich er Prosa und Lyrik, sein erster Gedichtband Mi padre y otros recuerdos setzte sich mit Tod und Verlust auseinander, in anderen Texten spielen Migrationsgeschichten und die eigene Identitätssuche eine zentrale Rolle.
Folge 10: Fernweh von Ebru Nihan Celkan
Die zehnte Folge dieser Serie handelt von zwei Orten zugleich, von Istanbul und Berlin – und vielleicht auch von einem imaginären Punkt dazwischen. Ebru Nihan Celkan verhandelt in einem losen Dialog zwischen einer Erzählerin und der Stadt Istanbul das Verhältnis zur eigenen Heimat, die Sehnsucht nach einem gleichzeitig unbekannten wie vertrauten Ort, untersucht, was Zugehörigkeit bedeuten kann. Zur eigenen Zeit, Geschichte, zur Welt – gelesen von Caner Sunar.
Ebru Nihan Celkan ist Dramatikerin und Autorin, deren Stücke auf diversen Bühnen in der Türkei und in Deutschland gespielt wurden. Sie leitet Workshops für performatives Schreiben und Erzählen und unterrichtet an verschiedenen Universitäten und kollaboriert mit NGOs. Am Berliner Maxim Gorki Theater nahm sie 2017 gemeinsam mit Sivan Ben Yishai, Anastasiia Kosodii und Mehdi Moradpour am internationalen Dramatiker:innenlabor Krieg im Frieden teil. In ihren Texten beschäftigt sie sich meist mit gesellschaftlichen Tabus innerhalb der türkischen Gesellschaft, mit ihren Missständen und der Suche nach Geschlechtergerechtigkeit.
Folge 9: Ceiba / Rest In Blues von Elemawusi Agbédjidji
Die achte Folge dieser Serie ist ein Blues aus Togo. Elemawusi Agbédjidji beschreibt in einem lyrischen Bild das samstägliche Treiben eines togoischen Marktplatzes und verbindet es mit seiner Schwermut über die Abwesenheit einer geliebten Person, mit der Abwesenheit alles Fehlendem in diesem Moment, eine Reflexion über Zeit und Vergänglichkeit – gelesen von Komi Mizrajim Togbonu.
Elemawusi Agbédjidji wurde in Lomé in Togo geboren und ist Autor und Regisseur. Seine Stücke wurden bereits in zahlreichen Theatern und Festivals gespielt, unter anderem in den Münchner Kammerspielen und beim Theaterfestival in Avignon. Eine Arbeitsbeziehung verbindet ihn mit dem Regisseur Jan-Cristoph Gockel, zuletzt inszenierte dieser Agbédjidjis Psyche 17 im Doppelabend gemeinsam mit Heiner Müllers Der Auftrag am Deutschen Theater Berlin. In seinen vielfach ausgezeichneten Texten interessiert sich Agbédjidji für die Suche nach vorkolonialer, afrikanischer Identität und sucht nach einer Sprache, daran anzuknüpfen.
Folge 8: La Cabane / Die Hütte von Ian de Toffoli
In der achten Folge, gelesen von Florian Köhler, geht es von der Stadt in den Wald: Der luxemburgische Autor Ian de Toffoli hat einen Text über ein Erbe geschrieben, eine alte Bretterhütte, die zum Zufluchtsort für Ausgestoßene, Nomaden und Apokalyptiker wird. Und zur Utopie, jenseits der maroden Großstadt.
Ian de Toffoli ist studierter Philosoph und Kunsthistoriker und wurde über die Rezeption des Lateinischen in zeitgenössischer Literatur promoviert. Er ist jedoch nicht nur Wissenschaftler, sondern veröffentlichte auch zwei Romane und zahlreiche Theaterstücke. 2009 hatte L’Annonce seine Uraufführung im Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück und wurde anschließend am Nowy Teatr in Warschau gezeigt. Ian de Toffoli lebt zwischen Brüssel und Luxemburg, spricht viele Sprachen, schreibt jedoch hauptsächlich auf Französisch und Deutsch.
Folge 7: До / Note C von Natalka Vorozbhyt
In der siebten Folge verbindet die ukrainische Autorin Natalka Vorozbhyt zwei Orte miteinander: Das englische Oxford ihres temporären Exils und der Heimat im Krieg, der Ukraine. In ihrem sehr persönlichen Text, gelesen von Mareike Beykirch, erhält die Erinnerung an ihre kriegsversehrte Heimat einen doppelten Boden, sehnsuchtsvoll und anziehend und mit explosiver Sprengkraft, voller Trauer über ihre Unzugänglichkeit gleichzeitig – ein sprachlicher Umgang mit der Unmöglichkeit des Vergessens.
Natalka Vorozhbyt wurde 1975 in Kiew geboren und ist Dramatikerin, Drehbuchautorin und Festivalkuratorin. Gemeinsam mit dem deutschen Regisseur Georg Zheno schuf sie das Festival der Vertriebenen, in dem Flüchtlinge aus dem ostukrainischen Donbas ihre Geschichten erzählen können. Als Dramatikerin wurden ihre Stücke bereits auf zahlreichen Bühnen in der Ukraine, in Russland, Großbritannien, Polen, Lettland und Deutschland aufgeführt, unter anderem am Royal Court in London, den Münchner Kammerspielen oder dem Berliner Maxim Gorki Theater. Vielfach spielt der seit 2014 herrschende Krieg in der Ukraine eine Rolle, unfreiwillig ist sie zu einer Chronistin des Leids ihres Landes geworden.
Folge 6: Here I come / Hier komme ich von Christian Lollike
In der sechsten Folge reisen wir mit dem dänischen Autor Christian Lollike nach Sri Lanka. Im zweiten lyrischen Beitrag dieser Serie, gelesen von Natali Seelig, beschäftigt sich Lollike mit der Kontinuität kolonialer Ausbeutung, mit europäischer Schuld und untersucht die Verdrängung der sich daraus ergebenden Verantwortung durch die Sehnsucht nach touristischer Entspannung.
Christian Lollike zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Dramatikern Dänemarks und ist Gründer und war bis vor Kurzem auch Leiter des Kopenhagener Sort/Hvid, einem kleinen und progressiven „Theater für Kunst und Politik”, wie es sich selber beschreibt. Christian Lollike erhielt für seine Theaterstücke und Hörspiele bereits zahlreiche Preise und blickt mit klugem Humor auf meist ziemlich kontrovers diskutierte, politische Themen.
Folge 5: V cvet / Blütezeit von Simona Hamer
Obwohl es am 1. Dezember in Berlin schon schneit, wird es in der fünften Folge sommerlich: Anja Schneider spricht einen Text der slowenischen Dramatikerin Simona Hamer, der uns durch die aufgeheizten Straßen von Ljubljana führt, durch eine urbane Betonwüste, in der sich ganz unerwartet ein summendes Naturspektakel ereignet.
Simona Hamer ist Dramaturgin und Theaterautorin aus Ljubljana, Slowenien, schrieb bereits zahlreiche Stücke, Hörspiele und erhielt 2017 den slowenischen Dramatikpreis für Postcards or Fear is hollow on the inside and empty from the outside. Neben ihrer Arbeit als Autorin engagiert sie sich für die Förderung junger Dramatiker:innen in Slowenien und interessiert sich mit warmherzigem Blick für soziale Tabus, den zunehmenden Nationalismus in Europa, wie man dem begegnen kann und untersucht in ihrer Arbeit den Zusammenhang der Ausbeutung von Mensch und von Natur.
Folge 4: Gáz / Gas von Csaba Székely
In der vierten Folge geht es nach Rumänien, mit einem Text auf Ungarisch von Csaba Székely. Székely ist Teil der ungarischen Minderheit in Rumänien und erzählt eine ungewöhnliche Geschichte: über die Freude in der rumänischen Stadt, in der er aufgewachsen ist, über die gestiegenen Gaspreise. Woher diese Freude kommt, erfahrt ihr in dieser Episode von ATT On Air, gelesen von Felix Goeser.
Csaba Székely ist Dramatiker, Drehbuchautor und literarischer Übersetzer. Er wurde 1981 in Târgu Mureș, Rumänien, geboren. Sein erstes Theaterstück Do You Like Banana, Comrades? gewann 2009 den Regionalpreis für Europa beim Internationalen Hörspielwettbewerb der BBC. Über Siebenbürgen schrieb Székely eine Trilogie: Bányavirág (Minenblumen), Bányavakság (Minenblindheit) und Bányavíz (Minenwasser), in der er Themen wie Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Nationalismus, Korruption und hohe Selbstmordraten unter der ungarischen Bevölkerung in Rumänien untersucht. Die Stücke wurden in ungarischen, rumänischen und slowakischen Theatern aufgeführt und mehrfach ausgezeichnet. Er ist einer der Drehbuchautoren für die 3. Staffel der HBO-Serie Terápia (In Treatment).
Folge 3: A Vow to Protect / Der Schutzsegen von Himali Kothari
In der dritten Episode liest Svenja Liesau eine Geschichte der indischen Autorin Himali Kothari. Auf einer Zugreise von Mumbai in ein kleines, indisches Dorf wundert sich ein junges Mädchen über die seltsamen Aufforderungen zum Umweltschutz, die auf großen Werbetafeln neben Werbung für Banken und Versicherungen ihre Reiseroute pflastern. Wie soll sie, in einem Slum von Mumbai aufwachsend, mit wöchentlich nur wenigen Stunden fließendem Wasser, noch mehr davon sparen?
Himali Kothari versteht ihre Arbeit als Autorin als kontinuierliches Durchforsten eines Kaninchenbaus voll unerwarteter Wendungen. Seit 2006 ist sie als freiberufliche Autorin und kreative Redakteurin tätig, schreibt Texte für Websites, Reportagen, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Sie ist Mitautorin des Theaterstücks The Bose Legacy, das 2023 in Mumbai uraufgeführt wurde. Friends for Life, in dem sich Kothari explizit mit der Klimakrise auseinandersetzt, wurde von der in New Yorker Organisation The Arctic Cycle veröffentlicht.
Folge 2: S’ ändgültige Ändi vo de Ewigkeit /
Das endgültige Ende der Ewigkeit
von Alexander Stutz
In der zweiten Woche geht es gleich binational weiter: Lorena Handschin spricht einen Text des jungen Schweizer Autors Alexander Stutz, der allerdings mittlerweile nicht mehr in der Nähe von Zürich, sondern auf Island lebt und sich mit den wandelnden Naturverhältnissen des Menschen beschäftigt. Diese isländisch-schweizerische Folge handelt von der Suche nach Verbindung zwischen der rauen, nordischen Natur und dem Theater – dort wo eben jene Naturverhältnisse verhandelt werden, fernab der brausenden Winde Islands.
Alexander Stutz absolvierte eine Ausbildung als Gestalter, zog nach Deutschland und arbeitete im freien Theater Tempus fugit als Grafiker und Theaterpädagoge, leitete und arbeitete anschließend in verschiedensten Theatervereinen in der Schweiz und beendete 2022 seinen Master of Arts in Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. 2020/2021 ist er einer von vier Teilnehmer:innen des Dramenprozessor, einer Plattform für Autor:innenförderung welche das Theater Winkelwiese initiierte. Dabei entstand sein Debutstück Das Augenlid ist ein Muskel, das eines der drei Gewinnerstücke der Autor:innentheatertage 2022 war, welche vom Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Graz und Schauspiel Leipzig umgesetzt werden. Die Jury begründet ihre Auswahl wie folgt: „Stutz’ Text findet eine atemberaubend sprachliche Form für ein Thema, bei dem einem die Sprache immer wieder wegbleibt.“
Folge 1: Postales / Postkarten von Emilio García Wehbi
Wir starten mit einer Postkarte aus Argentinien, die uns Emilio García Wehbi geschickt hat. In seiner Postkarte geht es um Erinnerung und Verantwortung. Darum, dass niemand in der Welt lebt, ohne Verbindungen in die Vergangenheit und genauso in die Zukunft zu haben – und dass es gerade die Literatur und das Schreiben ist, das uns an diese Bezüge zu erinnern kann. Jonas Hien stellt diesen Text in der ersten Folge vor.
Wehbi ist Theaterautor, interdisziplinärer Künstler und arbeitet mit verschiedenen, szenischen Sprachen. 1989 gründete er El Periférico de Objetos, eine einflussreiche Gruppe in der experimentellen, freien Szene Argentiniens und ist bis heute ein prominenter Theaterregisseur, Regisseur, Performer, bildender Künstler und Lehrer. Seine Theaterproduktionen, Opern, Installationen und urbanen Interventionen wurden in den wichtigsten Veranstaltungsorten, Festivals und Städten weltweit gezeigt.