© Colya Zucker
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Das Dinner ist Aufführung des Jahres 2024 Preisverleihung der Theatergemeinde Berlin e.V. auf der DT Bühne

Rede von Regisseur András Dömötör

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die an der Entstehung dieser Inszenierung beteiligt waren und möchte nun den Moment nutzen, um auszudrücken, wie viel mir diese Auszeichnung bedeutet gerade weil sie aus Berlin kommt.

Als ungarischer Staatsbürger kann ich sagen, was ich als Deutscher vielleicht nicht so direkt auf einer Bühne aussprechen würde: ich glaube an dieses Land und vor allem an diese Stadt. Die Berliner Kunstszene ist in der heutigen weltpolitischen Lage eine so organisch gewachsene Reserve, dass es unsere Pflicht ist, diese mit allen Kräften zu schützen.

Als ich vor 20 Jahren in Budapest Regiestudent war, waren die zahlreichen herausragenden Inszenierungen aus Berlin ständig in unserem Fokus und Interesse. Und nicht nur in Budapest waren und sind nach wie vor die deutschen, die Berliner Theaterinszenierungen im Gespräch: wenn ich nur auf die vergangenen Jahre zurückblicke, kann ich von folgenden Momenten erzählen, die ich persönlich erlebt habe: der Chefdramaturg des Nationaltheaters in Oslo schreibt mir, dass sie nach Berlin kommen, um sich mit ihrem gesamten Team Aufführungen anzusehen; die Intendantin des Nationaltheaters in Ljubljana erzählt mir, dass sie versuchen, Stücke aufzuführen, die in Berlin laufen; der künstlerische Leiter des Piccolo Theaters in Mailand empfiehlt mir einen italienischen Regisseur und sagt, er sei René Pollesch sehr ähnlich; vor ein paar Wochen traf ich zufällig einen New Yorker Schauspiellehrer, der seine Schüler hierher brachte, um das Theatertreffen zu besuchen.

Was die deutsche Kultur- und Kunstszene produziert, ist für Kulturschaffende der ganzen Welt: Vorbild und Ressource für eigene Arbeiten. Geistiger und kultureller Export. Und dazu zählen nicht nur die ausgezeichneten und herausragenden Ergebnisse, sondern alle großen und kleinen Versuche: sie brauchen einander, beeinflussen sich, Sackgassen, Erfolge, Misserfolge.

Die Politik muss die kulturelle Szene also als organisches Ganzes verstehen und dieses beschützen.

Die Politik muss begreifen, dass es um viel mehr geht als um kurzfristige Interessen. 

Die Freiheit und Vielfalt dieser Kultur prägen das Image dieses Landes.

Vielen Dank.

Berlin, 21.06.2025